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Backward Planning - Rückwärts Ziele erreichen

Wenn das Ziel vom Ausgangspunkt unerreichbar erscheint

In diesem Artikel erfährst du

  • Was Backward Planning / Rückwärts Planen ist
  • Wann Backward Planning hilft
  • Wie Backward Planning genau funktioniert mit Schritt-für-Schritt-Anleitung
  • Die Vorteile von Backward Planning

 

Sich vor der nächsten Aufgabe drücken

Letztens sagte eine Kollegin zu mir: „Ich weiß, dass ich da einfach nur anrufen muss. Ich will das ja auch unbedingt. Aber ich tu es einfach nicht. Ich finde immer wieder Gründe, es nicht zu tun und prokrastiniere.“

Wer kennt das nicht? Da ist eine Aufgabe. Ich weiß, dass sie mich weiter bringen würde zu einem sehr erstrebenswerten Ziel – aber ich mach es einfach nicht. Mir passiert das immer wieder. Ich schreibe nicht die Mail für die Anfrage, ob ich bei der Veranstaltung einen Workshop halten kann (Was, wenn die absagen?). Ich schreibe nicht den Blogartikel über ein mich bewegendes Thema (Was könnten die Leute denken!).

Schade eigentlich!
Denn wie heißt es so schön:

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Die Schritte zum Ziel nicht kennen

Manchmal ist die Aufgabe auch gar nicht klar. Ein Freund von mir hat eine großartige Projektidee in seinem Kopf. Schon länger. Und er fängt nicht an. Gestern sagte er zu mir: „Ich habe das Ziel in meinem Kopf! Aber ich weiß einfach nicht, wie ich es erreichen kann. Wie fange ich an? Was ist der erste Schritt?“

Die Lösung: Backward Planning

Was mir in solchen Momenten immer wieder hilft: Mein Ziel rückwärts planen. Klingt komisch – funktioniert aber!
Wie genau geht das?

Hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Such dir einen Raum mit Platz auf dem Boden.
  2. Nimm dir ein paar Zettel oder Moderationskarten und einen Stift.
  3. Auf einen Zettel schreibst du „Jetzt“.
  4. Auf einen zweiten Zettel schreibst du dein Ziel. Und zwar konkret. Also zum Beispiel: „Anruf im Café: Kleidertauschparty dort möglich?“ oder „Gründungssitzung des Vereins findet statt“. Das kann ein großes Ziel sein oder eine kleine Aufgabe – eben das, was du aktuell erreichen willst, aber noch nicht schaffst.
  5. Die beiden Zettel legst du in einigem Abstand auf dem Boden in einer gedachten Linie.
  6. Stell dich auf den Ziel-Zettel mit Blick auf den Zettel „Jetzt“.

Nun beginnt die eigentliche Methode:

Überlege vom Zettel deines Ziels ausgehend: Was war der letzte kleine Schritt, den du gegangen bist, direkt vor der Erreichung deines Ziels? Schreibe diesen Schritt auf einen Zettel und lege ihn vor dir aus.

Beim Anruf-Beispiel könnte es sein: „Ich atme drei Mal tief durch“
Beim Vereinsgründungs-Beispiel könnte es sein: „Ich habe alle Gründungsmitglieder zum Termin eingeladen.“

Wenn dieser Zettel vor dir liegt, gehst du einen Schritt auf diesen Zettel und fragst dich: Was ist der Schritt, den ich vor diesem Schritt gegangen bin?

Beim Anruf-Beispiel könnte das sein: „Ich lege mir meine Gesprächsnotizen bereit.“
Beim Vereinsgründungs-Beispiel: „Ich habe mit jemandem gesprochen, der sich mit Vereinsgründung auskennt, um alle notwendigen Unterlagen und Schritte in der Gründung zu kennen und vorbereiten zu können“

So geht es weiter, bis du alle Schritte, die dir einfallen, aufgeschrieben hast und im „Jetzt“ ankommst.

Das Ergebnis
Nun hast du eine Liste an Dingen, die dich auf deinen Weg zur Bewältigung der Aufgabe bzw. zur Erreichung deines Ziels begleiten. Das können To Dos oder hilfreiche Strategien sein. Du kennst den ersten Schritt nach dem Jetzt und im Idealfall kannst du diesen kleinen Schritt direkt umsetzen.

So kann das aussehen:

Moderationskarten auf dem Boden, auf denen die Aufgaben zwischen Jetzt und dem Ziel beschrieben stehen

Tipps:

  • Schau dir deinen so entstandenen Prozess an:
    • Fehlt noch etwas?
    • Gibt es noch Lücken zwischen Schritten, die du auffüllen kannst?
    • Ist ein Schritt noch zu groß, den du wiederum in kleinere Etappen stückeln kannst?
  • Wie sieht es mit dem ersten Schritt nach dem Jetzt aus?
    • Erscheint er dir machbar?
    • Oder fehlt doch noch ein Schritt davor?
  • Mach dir ein Foto von deinem Plan oder häng dir die Karten auf. Du kannst dann nach jedem erfolgten Schritt die jeweilige Karte durchstreichen oder abhaken.

Vorteile von Backward Planning
Forschende führten im Jahr 2017 eine Studie[1] durch zu der Frage, ob Vorwärts- oder Rückwärtsplanung sich besser auf die Erreichung eines Ziels auswirkt.
Ihr Ergebnis: Rückwärts Planen führte zu…
… höherer Motivation
… höherer Erwartung, das Ziel zu erreichen
… weniger wahrgenommenem Zeitdruck
… größeren Fortschritten bei der Zielerreichung
… besseren Prüfungsleistungen
… größerer Klarheit über einzelne Planungsschritte, was insbesondere bei komplexen Zielen hilft.

Eine andere Studie[2] aus dem Jahr 2016 untersuchte, ob Backward Planning dazu führen würde, dass die bis zur Zielerreichung benötigte Zeit länger geschätzt wurde als im Vorwärtsplanen. Das Ergebnis stimmte ihrer Hypothese zu.

Ihr Ergebnis: Beim Rückwärts Planen…
… werden mögliche externe Störfaktoren stärker miteingeplant
… enthält der Plan detailliertere Schritte
… werden eher neue Erkenntnisse zum Vorgehen entwickelt

 

Quellen:

[1] Park, J., Lu, F. C., & Hedgcock, W. M. (2017). Relative Effects of Forward and Backward Planning on Goal Pursuit. Psychological Science, 28, 1620-1630. https://doi.org/10.1177/0956797617715510

[2] Wiese, J., Buehler, R., Griffin, D. (2016). Backward planning: Effects of planning direction on predictions of task completion time. Judgement and Decision Making, Vol. 11, No. 2, 147-167. https://doi.org/10.1017/S1930297500007269 gefunden unter: https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/92802E42B5A5D987CAADA7F582C2AE0F/S1930297500007269a.pdf/backward_planning_effects_of_planning_direction_on_predictions_of_task_completion_time.pdf (Abgerufen am 21.11.2023).

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